Der Glaube versetzt Berge. Um seine Zweifel an der Homöopathie zu verdeutlichen, erzählte einmal ein bekannter Arzt die folgende Anekdote. Ein Homöopath versprach seiner Patientin, sie durch die Einnahme von Globuli, also den kleinen Kügelchen, meistens aus Traubenzucker oder Milchpulver, die winzigste Spuren einer heilenden Substanz erhalten, in nur einer Woche wenigstens zwei Kilo abnehmen zu lassen. Sie müsse nur acht Mal alle 24 Stunden der besagten Woche, jeweils nüchtern, nur Wasser oder Fruchtsaft dürfe sie die letzten sechs Stunden getrunken haben, eines der Globuli zu sich nehmen. Die Patientin hielt sich an die Verschreibung und nahm fünf Kilo ab.
Der Erfolg der Homöopathie beruht jedoch nicht nur auf der zweifelhaften Wirkung der potenzierten Heilmittel, die verabreicht werden, sondern vor allem auf dem vertrauensvollen Verhältnis, dass der Patient zum behandelnden Heilpraktiker oder der Heilpraktikerin aufbaut, auf das ganzheitliche Verständnis der Problematik, dass ihm entgegengebracht wird. So beruht zwar die Theorie der Homöopathie, die ein Arzt namens Hahnemann zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts als Ähnlichkeitsprinzip formulierte, auf der Ansicht „similia similibus curentur“, will heißen, „Ähnliches soll durch Ähnliches“ geheilt werden. Doch auch noch so zahlreiche Versuchsreihen und Doppel-blind-Tests konnten der homöopathischen Methode der Potenzierung, also Verschüttung oder Verreibung von Heilwirkstoffen, bis sie nicht mehr nachweisbar sind, irgendwelche messbaren Erfolge nachweisen. Die Theorie bleibt für viele Skeptiker und Anhänger der Evidenzmedizin, die von empirischen Ergebnissen ausgeht, mehr als zweifelhaft. Ihr wohl schlagenstes Argument ist immer der Grenzbereich, den ein Karl Popper schon im Jahre 1919 anmahnte. Er beschrieb diese Denkweise als das allgemeine Abgrenzungsproblem, zwischen der empirisch-wissenschaftlichen und der mythologischen, philosophischen und auch der pseudowissenschaftlichen Aussage.